Therapien
Operation
Eine operative Tumorentfernung sollte durch erfahrene Chirurg*innen in einer für diese Krebserkrankung spezialisierten Klinik durchgeführt werden. Nach Einschätzung der Operationsfähigkeit erfolgt eine ausführliche Aufklärung über den Eingriff und die damit verbundenen Risiken. Zudem erfolgt eine Vorstellung in der Sprechstunde der Anästhesiologie, bei der ebenfalls über das Narkoseverfahren informiert wird.
Eine Operation findet meist in Vollnarkose statt und dauert mitunter mehrere Stunden. Bei der Entfernung von Tumoren ist es sehr wichtig, dass der Tumor komplett und mit einem Randsaum als Sicherheitsabstand entfernt wird. Zusätzlich werden die regionalen Lymphknoten entfernt. Eine Operation kann außerdem in frühen Stadien ggf. minimalinvasiv erfolgen. Das Ausmaß des Eingriffs ist abhängig von der Lage und Ausbreitung des Tumors.
Chemotherapie
Die Behandlung von bösartigen Tumoren mit chemischen Substanzen, auch Zytostatika genannt, wird als Chemotherapie bezeichnet. Chemotherapeutika können als Infusionen oder Spritzen über die Vene oder auch als Tabletten verabreicht werden. Wenn mehrere Zytostatika kombiniert werden, spricht man von einer Polychemotherapie. Durch die Kombination von verschiedenen Wirkstoffen soll der Krebs zum einen durch verschiedene Wirkweisen angriffen werden, zum anderen soll das Risiko einer Gewöhnung (Resistenz) des Tumors an die Therapie vermindert werden. Über die Blutbahn erreicht die Chemotherapie dann die Krebszellen im gesamten Körper und stört die weitere Zellteilung der Krebszellen.
Dabei weist das Gehirn eine Besonderheit auf, da die sogenannte Blut-Hirn-Schranke eine Barriere zwischen Blutkreislauf und Gehirn darstellt. Das Gehirn wird durch diese Barriere im Vergleich zu den anderen Geweben weitestgehend von den direkten Auswirkungen einer Chemotherapie geschützt. Trotzdem beschreiben einige Patient*innen auch länger anhaltende Symptome, wie beispielsweise Müdigkeit (Fatigue) und Konzentrationsstörungen.
Da Chemotherapeutika vorwiegend in den Prozess der Zellteilung eingreifen, zeigt sich die Wirkung der Therapie um so besser bei schnell wachsenden Tumoren. Auch das gesunde Gewebe des Körpers erneuert sich allerdings ständig, so dass die Chemotherapie enebso die normale Zellteilung beeinflusst. Insbesondere schnell regenerierende Gewebe wie Mundschleimhaut, Darmschleimhaut und blutbildendes Knochenmark können dann von Nebenwirkungen betroffen sein.
Radiochemotherapie
Radiochemotherapie bzw. Strahlenchemotherapie ist eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie. Durch die Kombination beider dieser Verfahren kann eine Verstärkung der Wirkung gegen den Krebs erzielt werden. Dabei findet die Behandlung mit Chemotherapie und Bestrahlung parallel statt. In festgelegten Therapieprotokollen wird der genaue Ablauf definiert und individuell an die Patient*innen angepasst. Es werden drei Formen einer Radiochemotherapie unterschieden:
- Wenn ein Tumor ohne Operation und ausschließlich durch eine Kombination von Bestrahlung und Chemotherapie behandelt wird, spricht man von definitiver Radiochemotherapie.
- Bei einer adjuvanten Radiochemotherapie erfolgt diese anschließend an eine Operation. Das Ziel einer adjuvanten Radiochemotherapie ist die Vermeidung von Tumorrezidiven (erneutes Auftreten der Erkrankung).
- Außerdem kann vor einer Operation durch eine neoadjuvante Radiochemotherapie der Tumor verkleinert werden. Durch die Verkleinerung des Tumors kann in manchen Fällen erst eine vollständige Entfernung des Tumors mit Ziel der Heilung ermöglich werden.
Immuntherapie
Immuntherapien umfassen eine große Gruppe an Medikamenten, die das körpereigene Abwehrsystem (Immunsystem) des Menschen aktivieren sollen, um die Krebszellen zu erkennen und anzugreifen. Für eine Immuntherapie werden vorher Tests an den Tumorproben durchgeführt, um einen geeigneten Angriffspunkt zu finden. Manchmal werden Immuntherapien jedoch ebenfalls eingesetzt, wenn sich ein solcher Angriffspunkt nicht eindeutig definieren lässt.
Die Medikamentengruppe, die hauptsächlich beim Lungenkrebs zur Immuntherapie eingesetzt wird, nennt sich „Check-Point-Inhibitoren“.
Diese Medikamente richten sich gegen die natürlichen „Bremsen“ des Immunsystems, um diese zu lösen und das Immunsystems gegen den Krebs zu aktivieren. Die Kontrollpunkte („Check Points“) verhindern normalerweise eine zu starke Aktivierung des Immunsystems gegen gesunde Zellen. Sie nützen aber auch den Krebszellen, da sie so vom Immunsystem nicht erkannt werden und geschützt sind. Durch den Einsatz der „Checkpoint-Inhibitoren“ kann diese „Bremse“ gelöst werden und der Tumor wird angreifbar.
Zielgerichtete Therapie
Meist entstehen Krebserkrankungen und insbesondere Lungenkrebs durch den jahrelangen Konsum von Zigaretten, der zu vielfachen genetischen Schäden führt, die als Mutationen bezeichnet werden. Jede konsumierte Schachtel Zigaretten führt zu neuen Mutationen, so dass es bei langjährigem Zigarettenkonsum zu hunderttausenden Mutationen kommen kann, die im Krebs gefunden werden. In einigen Fällen reicht aber eine bestimmte Mutation, um eine Lungenkrebserkrankung und das weitere Wachstum auszulösen. Diese dann hauptsächlich verantwortliche Genveränderung (auch als „Treibermutation“ bezeichnet) kann einen Angriffspunkt für eine Therapie darstellen. Die Wirkung entsteht durch die Blockade bestimmter Signalwege in den Krebszellen, die für das weitere Krebswachstum notwendig sind.
Um dies herauszufinden, ist eine „molekularpathologische“ Untersuchung der Tumorprobe notwendig, bei der der Tumor auf therapeutisch nutzbare Mutationen untersucht wird. Da sich die Mutationen unter einer Therapie auch verändern können, sollte diese Untersuchung im Falle eines Tumorrückfalls wiederholt werden. Wenn sich entsprechende Mutationen finden, wird diese Art der Behandlung als zielgerichtete oder personalisierte Therapie bezeichnet. Weitere Begriffe hierfür sind „molekulare Therapie“, „individualisierte Medizin“ oder in Englisch „targeted therapy“. Gezielte Therapien werden als Tabletten verabreicht und zeigen meist deutlich weniger Nebenwirkungen als eine Chemotherapie.