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Risikofaktor Glimmstengel: Wie gefährlich ist das Coronavirus für Raucher?

Prof. Wolfram Windisch, © Kliniken Köln

Eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus kann für etwa zwanzig Prozent der Infizierten einen schwerwiegenden Krankheitsverlauf nach sich ziehen. Als Risikogruppe gelten ältere Menschen und solche mit signifikanten weiteren, chronischen Erkrankungen. Dies betrifft nach aktuellen wissenschaftlichen Daten in erster Line Patienten mit Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, zerebrovaskulären (die Hirndurchblutung betreffend) Erkrankungen, chronischen Nieren- und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) sowie maligne, also bösartig fortschreitenden Krankheiten. Auch Erkrankungen mit Immunsuppression gehören dazu, wobei hier auch protektive Mechanismen diskutiert werden. Es besteht das Problem, dass das Risiko für einen schwereren Verlauf einer Corona-Erkrankung auch mit der Anzahl solcher Co-Morbiditäten verbunden ist. Auch Personen mit anderen chronischen Lungenerkrankungen und Raucher gehören vermutlich zu einer Risikogruppe, gleichwohl hier die wissenschaftliche Datenlage noch nicht eindeutig ist. Professor Wolfram Windisch, Chefarzt der Lungenklinik Köln-Merheim, empfiehlt dennoch, mit dem Rauchen aufzuhören – egal ob Tabak- oder E-Zigarette.


Rauchen ist ja bekanntlich ungesund. Aber steigt dadurch auch die Wahrscheinlichkeit, sich mit Corona zu infizieren?                                                                                                                                                                       

Professor Windisch: Generell gilt: Alles, was der Lunge und den Atemwegen schadet, steht in der Gefahr, einen schweren Verlauf von COVID-19 zu begünstigen. Allerdings ist ein Zusammenhang zwischen Rauchen und Covid-19 noch nicht eindeutig geklärt. Auffällig ist, dass Männer häufiger von COVID-19 betroffen sind, insbesondere was auch die schweren Verläufe betrifft. Hier besteht die Vorstellung, dass dies durch die geschlechtsabhängige Nikotin-Prävalenz erklärbar ist. In China rauchen beispielswese ca. 288 Millionen Männer, jedoch weniger als 13 Millionen Frauen. Es gibt aber auch andere Gründe auf zellulärer Ebene, die ebenfalls die Geschlechtsunterschiede hinsichtlich der COVID-19-Verläufe erklären könnten. Es bleibt also insgesamt noch unklar.

Weshalb ist das so? Wie genau schadet Tabakrauch der Lunge?                                                                                         

Professor Windisch: Die im Tabakrauch enthaltenen Schadstoffe schwächen die Abwehrkräfte des Bronchialsystems und setzen die Funktion der Flimmerhärchen in der Atemwegsschleimhaut außer Gefecht. Die Härchen sorgen normalerweise dafür, dass Mikroben und Staubpartikel abtransportiert und die Atemwege nicht belastet werden. Funktioniert dieser Abtransport nicht mehr reibungslos, verweilen Schadstoffe und auch Krankheitserreger länger im Bronchialsystem. Zudem ist die mikrobiologische Zusammensetzung beim Raucher im Gewebe verändert, während das Immunsystem weniger leistungsfähig ist. Dies alles erhöht das Risiko für virale und bakterielle Infektionen, mutmaßlich also auch für die Corona-Viren, die heute die Erkrankung COVID-19 verursachen.

Können Raucher bedenkenlos sofort mit dem Rauchen aufhören oder wird der Körper zusätzlich durch den Entzug geschwächt?                                                                                                                                                                                

Professor Windisch: Nein, eine zusätzliche Schwächung des Abwehrsystems ist nicht der Fall. Im Gegenteil: Ein sofortiger Rauchstopp ist sinnvoll – auch für jahrelange Kettenraucher lohnt es sich aufzuhören. Der Verzicht auf Zigaretten stoppt nicht nur eine weitere Schädigung des Bronchiengewebes, sondern ist Grundlage dafür, dass das kranke Gewebe wieder durch gesunde Zellen ersetzt werden kann. Bereits wenige Tage nach einem Rauchstopp verbessern sich Geschmacks- und Geruchssinn. Auch das gesamte Herz-Kreislauf-System stabilisiert sich durch die verbesserte Durchblutung schon nach wenigen Wochen. Auch langfristig sinkt das Risiko für viele Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, COPD oder Lungenkrebs, was umso deutlicher ist, je früher man mit dem Rauchen aufhört. 

E-Zigaretten gelten als vergleichsweise harmlose Alternative zur herkömmlichen Tabakzigarette. Wie bewerten Sie diese Aussage?

Professor Windisch: Aus medizinischer Sicht gehen wir tatsächlich davon aus, dass E-Zigaretten wahrscheinlich weniger schädlich sind, denn sie enthalten deutlich weniger toxische Stoffe als herkömmliche Tabakzigaretten. Allerdings kann man deswegen noch lange nicht davon sprechen, dass E-Zigaretten unbedenklich oder gar gesund sind, wie fälschlicherweise häufig behauptet wird. Denn gerade aktuelle Studien belegen schädliche Einflüsse sowohl für die Herz-Kreislauffunktion also auch für die Atemfunktion. Das Problem besteht auch darin, dass wir schlicht noch zu wenig wissen und dass Langzeitbeobachtungen fehlen, um das Risiko zuverlässig und vergleichend beurteilen zu können. Aus diesem Grund werden in der Raucherentwöhnung zunächst andere Wege empfohlen, um mit dem Rauchen aufzuhören.    

Wie steht es ums Passivdampfen?

Professor Windisch: Auch hier gilt für alle potentiell schädlichen Substanzen das oberste Gebot der Expositionsvermeidung Nicht-Rauchender und Nicht-Dampfender („sich dem schädlichen Dunstkreis entziehen“). Hier hat jeder Anwender auch eine Vorbildfunktion, sodass Rauchen und Dampfen in Gegenwart von Kindern und Jugendlichen zu unterlassen ist. Aus meiner Sicht ist es zudem bedenklich, E-Zigaretten mit Attributen wie „gesund“ zu bewerben – dadurch wird ein falsches Bild vermittelt und der Konsum verharmlost. Die konkreten gesundheitlichen Folgen des (Passiv-) Dampfens werden vermutlich erst in zehn bis zwanzig Jahren vollends zutage treten.       

In den USA ist die E-Zigarette inzwischen ein hochsensibles Thema. Dort sind mehrere Menschen nach dem Gebrauch von E-Zigaretten gestorben.                                                                                                                                                

Professor Windisch: Ja, es wurden Fälle von zum Teil schweren Lungenversagen mit Beatmungspflichtigkeit und gar Todesfolge beschrieben. Diese Vorfälle wurden als EVALI-Phänomen bekannt (e-cigarette or vaping product use-associated lung injury). Über die ersten Fälle wurde im Juni 2019 berichtet, während sich der Höhepunkt im September 2019 ereignete. Seitdem sind die Zahlen rückläufig. Allerdings wird heute davon ausgegangen, dass die schweren Lungenversagen weniger durch die E-Zigarette an sich, als vielmehr durch die Inhalation von Vitamin E-Acetat verursacht worden sind. Diese ölige Substanz findet sich als Zusatz bei dem illegalen Vertrieb des Cannabinoids THC (Tetrahydrocannabinol). Zwar kann aus heutiger Sicht bezüglich der schweren Lungenversagen Entwarnung gegeben werden, wenn E-Zigaretten nur im Rahmen der Herstellerangaben verwendet werden. Doch bei der unendlichen Produktvielfalt – insbesondere bei den Aromastoffen -  ist nicht auszuschließen, dass es zukünftig doch einzelne Substanzen gibt und geben wird, die schwere Schäden verursachen. Gerade in den letzten Wochen werden auch Deutschland Lungenschäden berichtet, die zumindest in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Konsum von E-Zigaretten stehen. Letztlich bleibt es auch dabei: Wir bewegen uns in einem großen Feldversuch und werden erst in vielen Jahren und Jahrzehnten genauer wissen, welche Schäden durch das Dampfen real zu erwarten sind.  

Wenn möglich, sollte man also komplett mit dem Rauchen aufhören und gar nicht erst auf die E-Zigarette umsteigen.

Professor Windisch: Genau! Denn herkömmliche Tabakzigaretten und E-Zigaretten haben zwei wesentliche Gemeinsamkeiten. Zum einen wirken sich beide Varianten negativ auf die Gesundheit aus – und zum anderen sind Raucher und Dampfer gleichermaßen abhängig vom Nikotin -  wenn bei der E-Zigarette nicht nikotinfreie Liquide verwendet werden, was ja möglich ist. Wenn man nachhaltig gesund leben und mit dem Rauchen aufhören möchte, empfehle ich aus medizinischer Sicht im ersten Schritt ganz klar eine Tabakentwöhnung. Hierzu gibt es Raucherentwöhnungskurse, Verhaltenstherapien sowie Nikotinersatzprodukte und Medikamente, die bei dem Entwöhnungsprozess unterstützen. Das Team der Lungenklinik am Krankenhaus Merheim hat beispielsweise einen Nichtraucherkurs entwickelt, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem ersten Schritt dazu anhält, das eigene Suchtverhalten zu beobachten. In einem zweiten Schritt erfolgt dann die konkrete Planung des Rauchstopps, bei dem unter Umständen auch Medikamente zum Einsatz kommen können. Insgesamt werden in Deutschland professionelle Raucherentwöhnungsprogramme aus meiner Sicht noch viel zu wenig eingesetzt.        

Und wenn es Betroffene dennoch nicht schaffen, mit dem Rauchen aufzuhören?

Professor Windisch: Studien zeigen, dass mit Hilfe der E-Zigarette eine Abkehr von der Tabakzigarette gelingen kann, allerdings in den meisten Fällen unter Fortsetzung des Gebrauchs der E-Zigarette. Dies kann in Einzelfällen hilfreich sein, um Schadstoffe mutmaßlich zumindest zu reduzieren, auch wenn keine Nikotin-Entwöhnung gelingt. Erfahrungsberichte legen jedoch außerdem nahe, dass es Patienten gibt, die zunächst von Tabak auf E-Zigarette umstellen, um erst in der Folge dann aufhören zu können. Allerdings sollte eine Raucherentwöhnung mit den beschriebenen Maßnahmen in jedem Fall vorgeschaltet werden, da hierfür eine solide wissenschaftliche Grundlage besteht. Wichtig noch mal zum Schluss: Auch der Einfluss von E-Zigarettendampf auf die Häufigkeit und Schwere einer COVID-19 Erkrankung bleibt völlig unklar. Nicht nur deshalb ist ein kompletter Rauch- und Nikotinstopp ohne Wechsel auf eine E-Zigarette die erste Wahl!          

Vielen Dank für das Interview, Herr Prof. Windisch.

 

Seite zuletzt aktualisiert am 03.04.2020