Wie sehen Sie die Entwicklungen des deutschen Gesundheitswesens im Einklang mit den konkreten Planungen des Gesundheitscampus Merheim?
Die Kliniklandschaft steht in Deutschland vor einem nie dagewesenen Umbruch. Es wird in den kommenden Jahren kaum noch eine Klinik in Deutschland geben, die noch schwarze Zahlen schreibt. Viele gerade kommunale Träger, die ähnlich aufgestellt sind wie wir bei den Kliniken Köln, beginnen jetzt mit der Zentralisierung. Die Krankenhausreform des Bundes wird dies weiter stark unterstützen.
Wir gehen aktuell davon aus, dass wir in diesem Jahrzehnt etwa ein Drittel der Krankenhausstandorte verlieren werden. Das Gute daran ist, auch wenn es sich erstmal paradox anhört: Die individuelle Arbeitsbelastung sinkt durch Zentralisierung, die Wirtschaftlichkeit verbessert sich und vor allem steigt die Qualität der medizinischen Behandlung!
Welche Vorteile sehen Sie aus medizinischer Sicht für den Campus und mit der Zentralisierung an einem Standort?
Die meisten Maximalversorger und Unikliniken sind in Deutschland an einem Standort organisiert. Aus gutem Grund. Die kurzen Wege zwischen den Fachdisziplinen verbessern die Qualität der Behandlung in der Regel deutlich.
Der direkte und persönliche Austausch ist in meinen Augen selbst durch Videokonferenzen nur bedingt zu ersetzen. Auch ergeben sich ganz neue Synergien wie z.B. die Kinderheilkunde und Lungenheilkunde, die wir z.B. in der Pandemie ganz intensiv gelebt haben bei schwierigen Covid-19-Fällen. Vor Ort geht dies noch viel, viel besser. Davon profitieren alle. Auch eine Geburtsklinik getrennt von einer Kinderklinik stammt aus grauen Vorzeiten deutscher Medizin. Dies wird nun endlich aufgelöst.