Die Frauen- und Geburtsklinik im Krankenhaus Holweide wird in einigen Jahren an den künftigen Gesundheitsampus Merheim verlegt Wie lautet Ihre Einschätzung aus gynäkologisch-geburtshilflicher Sicht?
Die aktuellen Entwicklungen im Gesundheitswesen haben ja vor allem in der Geburtshilfe bereits zur Schließung kleinerer Kreißsäle geführt, dieser Trend wird sich vermutlich noch einmal verschärfen und vielleicht hier im Umland zur Schließung von weiteren Kreißsälen führen. Derzeit gibt es rechtsrheinisch mehrere Krankenhäuser mit einer Geburtshilfe und uns als maximalversorgendes Krankenhaus mit einem Perinatalzentrum des Level-1-Status, welches das komplette rechtsrheinische Köln versorgt und mit dem Versorgungsgebiet im Bergischen Land, nördlich bis nach Leverkusen und südlich bis über Troisdorf hinaus Patientinnen ermöglicht, ihr Kind oder Mehrlinge in Köln auf die Welt zu bringen. Der künftige Gesundheitscampus Merheim bietet durch die vor-Ort-Anbindung an weitere medizinische Fachbereiche beste Voraussetzungen für eine umfassende stationäre Betreuung in der Geburtshilfe und der Gynäkologie.
Was bedeutet dies konkret?
Eine „moderne“ Geburtshilfe zeichnet sich durch Interdisziplinarität aus. Dies spiegelt der Ratsentschluss für den Campus Merheim ideal wider, denn mit dem angedachten neuen Mutter-Kind-Zentrum können wir rechtsrheinisch eine moderne Geburtsmedizin mit interdisziplinären Teams aus Spezialist*innen der Geburtshilfe/Hebammen, Pränatalmedizin, Fetalchirurgie, Neonatologie, Kinderchirurgie, Pädiatrie und der Pflege bilden, die die Schwangeren von Beginn bis Ende der Schwangerschaft und darüber hinaus gemeinsam betreuen können. Für immer mehr Erkrankungen werden bereits intrauterine Therapien (medizinisch-therapeutische Behandlung des ungeborenen Kindes) entwickelt. Für diese Therapien sind interdisziplinäre Teams an einem Standort - was nur ein Gesundheitscampus Merheim perfekt erfüllen könnte - die optimale Voraussetzung. Somit gäbe der der neue Campus den Kliniken die Möglichkeit, rechtsrheinisch einen geburtshilflichen Maximalversorger zu etablieren, der sämtliche Aspekte der Geburtshilfe und der gesamten pränatalen und peripartalen Therapie auf höchstem Niveau anbieten kann.
Welche Vorteile sehen Sie für die Patientinnen der Frauenheilkunde?
Interdisziplinarität spielt auch für die Gynäkologie eine große Rolle. Insbesondere in der gynäko-onkologischen Chirurgie (Tumoroperationen) verfügen wir bei den Kliniken Köln über eine besondere Expertise in Spezialbereichen wie der HIPEC Therapie (spezielle Chemotherapie) und der plastischen Chirurgie. Eine vergleichbare Expertise in der rechtsrheinischen Region gibt es nicht. Manche Therapieformen bieten in Köln sogar nur die Kliniken Köln an. Die Herausforderung ist, dass diese Therapien heute durch die getrennten Klinikstandorte Holweide und Merheim nur aufwändig miteinander zu verzahnen sind. Eine moderne onkologische Chirurgie erfolgt aber - ähnlich der Geburtsmedizin - in interdisziplinären Teams aus Spezialist*innen der Gynäko-Onkologie, Hämato-Onkologie, Plastischen Chirurgie, Viszeralchirurgie mit HIPEC-Expertise, Urologen, etc.. Der künftige Gesundheitscampus Merheim bietet in der sich immer mehr spezialisierenden Onkologie die große Chance, einen rechtsrheinischen onkologischen Maximalversorger zu etablieren und damit das gesamte rechtsrheinische Köln sowie die umliegenden Regionen bestmöglich zu versorgen.
Wie lautet aus Ihrer fachlichen Sicht Ihr Wunsch oder Ihre Vision für den Gesundheitscampus Merheim?
Aus den genannten Visionen wird klar, wie wichtig die räumliche Nähe zu anderen Fachdisziplinen für das Fachgebiet der Frauenheilkunde - das so viele Schnittstellen mit anderen medizinischen Fächern hat - ist. Ich erhoffe mir für die Frauenklinik darum eine enge räumliche Anbindung zu unseren Partnerdisziplinen.
Den Gesundheitscampus Merheim verbinde ich für unser Fachgebiet mit der Vision, darin unsere Frauenklinik als menschlich liebenswerteste und gleichzeitig medizinisch innovativste Frauenklinik in Köln zu etablieren.