Schilddrüsenkrebs: Was bedeutet das?
Schilddrüsenkrebs ist eine Erkrankung, bei der bösartige, maligne Zellen im Gewebe der Schilddrüse gefunden werden.
Es gibt unterschiedliche Haupttypen von Schilddrüsenkrebs:
- papillär
- follikulär
- medullär
- anaplastisch (wenn die bösartigen keiner natürlichen Gewebeart zugeordnet werden kann)
Wer ist von Schilddrüsenkrebs betroffen?
Schilddrüsenkrebs kommt häufiger bei Frauen als bei Männern vor, die meisten Patienten sind zwischen 25 und 65 Jahren alt. Menschen, die höheren radioaktiven Strahlenmengen ausgesetzt wurden, oder die medizinisch im Bereich des Kopfes oder Halses bestrahlt wurden, haben ein höheres Erkrankungsrisiko für Schilddrüsenkrebs. Der strahlenbedingte Schilddrüsenkrebs kann auch erst 20 Jahre nach der Strahlenexposition oder noch später auftreten.
Wie erfolgt die Diagnose?
Entweder werden die bösartigen Zellen zufällig bei der Untersuchung von Schilddrüsengewebe entdeckt, welches im Rahmen einer Schiddrüsenoperation entfernt wurde. Oder es werden bei einer Untersuchung Knoten oder andere Schwellungen vorne, oder auch an anderen Teilen des Halses gefunden. Falls Symptome bestehen, wird ein Arzt die Schilddrüse und den Hals nach Knoten abtasten. Es wird eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse und des Halses durchgeführt, sowie Blutuntersuchungen angeordnet. Außerdem wird eine Schilddrüsenszintigraphie durchgeführt werden, um festzustellen ob bestimmte Regionen der Schilddrüse zu viel oder zu wenig Schilddrüsenhormon produzieren.
Manche Untersucher werden eine kleine Gewebeprobe aus der Schilddrüse entnehmen, eine sogenannte Biopsie. Hierzu wird mit einer feinen Hohlnadel durch die Haut in die Schilddrüse gestochen und so Gewebe gewonnen. Diese wird vom Pathologen unter dem Mikroskop untersucht, hierbei können Krebszellen erkannt werden, wenn sie von der Nadel getroffen und damit erfasst werden.
Was für Krebsstadien gibt es?
Ist erst einmal ein Schilddrüsenkrebs diagnostiziert, sind weitere Untersuchungen erforderlich. Hier wird untersucht, ob weitere Teile des Körpers von bösartigen Tumorzellen befallen sind. Dieses Vorgehen nennt man Staging (Stadienbestimmung). Zur Behandlungsplanung muss das genaue Stadium der Erkrankung bekannt sein.
Für die genaue Stadieneinteilung und weitere Details besuchen Sie bitte die folgende Homepage der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften): http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/088-007.html sowie http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/031-003.html.
Wie sind die Heilungschancen, wie ist die Lebenserwartung?
Die Heilungschance hängt vom Typ des Schilddrüsenkrebses ab, vom Tumorstadium und ob die Krebszellen sich nur in der Schilddrüse befinden, oder sich bereits in andere Organe des Körpers abgesiedelt haben, ebenso vom Alter des Patienten sowie seinem allgemeinen Gesundheitszustand. Einige Arten des Schilddrüsenkrebses entwickeln sich viel rascher als andere. Bei adäquater Therapie unterscheidet sich die Lebenserwartung nicht von der Normalbevölkerung. Dies ist jedoch von der Art des Krebs' abhängig.
Wie kann man vorbeugen?
Die Gene in unseren Körperzellen enthalten die Erbinformationen unserer Eltern und Vorfahren. Bei einigen Formen des Schilddrüsenkrebses wurde ein abnormes Gene in den Körperzellen gefunden: Wenn zum Beispiel ein medullärer Schilddrüsenkrebs diagnostiziert wird, ist es wahrscheinlich, dass der Patient mit einem abnormen Gen geboren wurde. Dieses hat sich im Verlauf des späteren Lebens zu einem medullären Schilddrüsenkarzinom ausgebildet. Auch andere Familienmitglieder können somit das gleich abnorme Gen in ihren Körperzellen tragen. Es gibt Methoden, mit denen man feststellen kann, ob ein Mensch ein solches Gen in seinen Zellen trägt lange bevor sich ein medullärer Schilddrüsenkrebs ausgebildet hat. Deswegen ist es wichtig, dass sich bei diesen Krebsformen die Angehörigen des Patienten auf ein solches abnormes Gen untersuchen lassen (beispielsweise Kinder, Enkel, Eltern, Brüder, Schwestern, Neffen und Nichten). Diese Tests sind vertraulich und helfen eine Veränderung oder eine Erkrankung frühzeitig zu erkennen. Familienmitglieder, auch kleine Kinder, die dieses abnorme Gen in sich tragen, können vor dem Ausbruch der bösartigen Schilddrüsenerkrankung durch eine rechtzeitige vorbeugende Operation bewahrt werden.
Die Therapie bei Schilddrüsenkrebs
Für alle Patienten und Stadien existieren unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten, die wir Ihnen gerne vorstellen:
Chirurgie
- Die Entfernung der tumorbefallenen Schilddrüse und der tumortragenden Organteil.
Meist wird Schilddrüsenkrebs chirurgisch behandelt. Ein Chirurg kann verschiedene Operationsverfahren anwenden, um den Krebs zu entfernen:
- Hemithyreoidektomie entfernt nur die krebsbefallene Seite der Schilddrüse. Zusätzlich können noch Lymphknoten der gleichen Seite entfernt werden, um sie daraufhin zu untersuchen, ob sie auch Tumorzellen enthalten.
- Near-total Thyreoidektomie entfernt die gesamte Schilddrüse bis auf einen sehr kleinen Anteil.
- Totale Thyreoidektomie entfernt die gesamte Schilddrüse ohne Reste.
- Lymphknotendissektion entfernt Halslymphknoten, die Tumorzellen enthalten (können).
Radiojod- und Strahlentherapie
- Hochdosierte Röntgenstrahlen oder andere hochenergetische Strahlung werden eingesetzt um Krebszellen abzutöten.
Die Strahlentherapie verwendet hochenergetische Röntgenstrahlung um Krebszellen abzutöten und Tumore zu verkleinern. Es wird sowohl eine externe Strahlentherapie eingesetzt (über einen Bestrahlungsapparat), als auch eine interne Bestrahlungstherapie. Diese allerdings nur, wenn nach einer Operation fast das ganze Schilddrüsengewebe entfernt wurde und danach einige Wochen kein Thyroxin (Schilddrüsenhormontabletten) eingenommen wurde. Hierbei wird eine Flüssigkeit eingenommen, die radioaktives Jod enthält. Weil alles Schilddrüsengewebe, auch die Schilddrüsentumore Jod einlagern (Ausnahme: medullärer Tumor), sammelt sich das radioaktive Jod in all diesen Schilddrüsentumorzellen oder auch im Rest von gesunden Schilddrüsenzellen an und tötet diese ab, egal wo sie sich im Körper befinden.
Hormontherapie
- Hormone werden eingesetzt um das Wachstum von Krebszellen zu stoppen.
Auch Hormone können eingesetzt werden, um das Krebszellwachstum zu stoppen. In der Hormonbehandlung von Schilddrüsenkarzinomen werden Hormone angewendet, welche die Produktion von anderen Hormonen im Körper verhindern, welche Krebszellen zum Wachsen anregen. Hormone werden meist in Tablettenform gegeben.
Chemotherapie
- Medikamente werden eingesetzt um Krebszellen abzutöten.
Chemotherapie benutzt Medikamente, um Krebszellen abzutöten. Chemotherapie kann in Form von Tabletten gegeben werden, aber auch über eine intravenöse Infusion: über eine Nadel oder einen kleinen Plastikkatheter wird ein Blutgefäß (eine Vene) angestochen, hierüber kann eine medikamentenhaltige Flüssigkeit in den Blutkreislauf einlaufen. Jetzt kann sich das Chemotherapeutikum mit dem Blutstrom im Körper verteilen und so Krebszellen auch außerhalb der Schilddrüse abtöten. Deswegen wird Chemotherapie auch systemische Behandlung genannt.
Interdisziplinäre Behandlung
Der Krebsbehandlung der Schilddrüse richtet sich nach dem Typ des Krebses und dem Stadium der Erkrankung, nach dem Alter des Patienten und seinem allgemeinen Gesundheitszustand. Eine Standardbehandlung kann gewählt werden, weil diese sich bei Patienten in abgeschlossenen Studien als wirksam erwies. Es kann aber auch eine Behandlung nach einer klinischen Studie in Betracht gezogen werden. Nicht alle Patienten können mit einer Standardtherapie behandelt werden, und manche Standardbehandlungen können mehr Nebenwirkungen beinhalten als dies ein individueller Patient vertragen kann. Aus diesem Grund können klinische Studien entwickelt werden, die auf allerneuesten Erkenntnissen beruhen, um Patienten besser und individueller behandeln zu können.
Dank des gemeinsamen Konzeptes mit der Pathologie, der Strahlentherapie und der internistischen Krebstherapie sind wir in der Lage, am ersten Tag nach der Operation ein endgültiges histologisches Ergebnis und damit die Diagnose Krebs ja oder nein vorzulegen. So fällt es nicht schwer, Entscheidungen zu treffen und nötigenfalls innerhalb kürzester Zeit nachzuoperieren. Dadurch wird der Stimmbandnerv geschont und es können unverzüglich weitere erforderliche Therapien eingeleitet werden. In keinem Falle ist es notwendig, nur wegen eines Schnellschnittes die ganze Schilddrüse bereits bei der Erstoperation komplett zu entfernen.