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Corona-Schnelltests bieten Chancen und Risiken


Experten der Kliniken Köln untersuchen die Empfindlichkeit und die Genauigkeit von SARS CoV-2- Antikörper-Schnelltests

Seit vor fast einem Jahr die Weltgesundheitsorganisation WHO den COVID-19-Ausbruch zur Pandemie ausrief, ist der PCR-Test zum Goldstandard in der Diagnostik geworden. Der PCR-Test (Polymerase-Kettenreaktion - englisch polymerase chain reaction, PCR) ist eine Labormethode zur Untersuchung der DNA und wird u.a. zur Erkennung von Virusinfektionen eingesetzt. Der Test ist sehr zuverlässig. Das Testverfahren im Labor hat allerdings den Nachteil, dass allein die Bearbeitung im Labor vier bis fünf Stunden dauert. Im Alltag dauert es daher oft 24 – 48 Stunden, bis die getestete Person das Untersuchungsergebnis erhält. Verschiedene Unternehmen bieten daher Antikörper-Schnelltests an.

Die Abteilung Molekularpathologie des Instituts für Pathologie der Kliniken Köln beschäftigt sich etwa 20 Jahren mit neu entdeckten Atemwegsviren, darunter auch länger bekannten Coronaviren, und führt seit Beginn der Pandemie die PCR-Test für die Beschäftigten der Kliniken Köln durch. Die Untersucher*innen und Verfasser*innen der Studie, Privatdozentin
Dr. rer. nat. Verena Schildgen, Sabrina Demuth – Doktorandin der Universität Witten / Herd-ecke -, Dr. rer. nat. Jessica Lüsebrink und Prof. Oliver Schildgen, verfügen daher über umfassende Erfahrung bei der SARS-CoV2-Diagnostik und haben in einer nun veröffentlichten Studie untersucht, wie zuverlässig die Antikörper-Schnelltests im Vergleich zum PCR-Test sind.

Sie untersuchten 73 mit PCR-Tests vorcharakterisierten Proben mit drei verschiedenen Schnelltests und verglichen die Ergebnisse mit den vorliegenden Resultaten der PCR-Untersuchung. Errechnet wurden dabei die Spezifität und die Sensitivität der Tests. Beides sind wichtige Messparameter für die Zuverlässigkeit einer Untersuchungsmethode. Die Spezifität gibt an, wie viele Gesunde bei der Untersuchung als gesund erkannt werden; die Sensitivität gibt an, bei wie viel Prozent erkrankter Patienten die Erkrankung erkannt wird. Die in der Studie untersuchten Schnelltests bieten bei der Spezifität eine große Bandbreite zwischen 19,4% und 87,1%. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Sensitivität. Die Sensitivität der Antigen-Schnelltests lag bei den untersuchten Proben zwischen 33,3% und 88,1%. Die Gesamtübereinstimmung der Schnellteste untereinander und im direkten Vergleich zur PCR lag bei unter 30%, was die individuelle Aussagekraft der Schnellteste nochmals reduziert.

Dabei lieferten die Tests je nach Hersteller unterschiedliche Ergebnisse; dies erschwert die Abschätzung der Vergleichbarkeit und Verwendbarkeit von Tests im klinischen Alltag.

Die Hersteller weisen zum Teil selbst darauf hin, dass die Schnelltests z. B. nur bei Personen mit klinischen Symptomen durchgeführt werden sollten oder der Test nicht dafür bestimmt ist, defekte – nicht infektiöse – Virusausscheidungen in einem späten Stadium der Erkrankung zu erkennen, die in einem PCR-Test nachgewiesen werden können. Das bedeutet letztlich, dass die Schnelltests nicht für das Screening symptomloser Personen geeignet sind. Es kann in diesen Fällen zu falsch positiven oder falsch negativen Ergebnissen kommen; im ersten Fall müssen die Personen sich weiteren Untersuchungen unterziehen und sind meist in großer Sorge; im zweiten Fall werden die untersuchten Personen zum Ansteckungsrisiko, weil sie trotz des negativen Ergebnisses mit SARS CoV-2 infiziert sind.

Die Verfasser*innen der Studie, die in der aktuellen Ausgabe des Journals „Pathogens“ veröffentlicht wurde (online abrufbar www.mdpi.com/2076-0817/10/1/38), kommen zu dem Schluss, dass aufgrund der großen Spannbreite bei der Zuverlässigkeit die Antikörper-Schnelltests für einen breiten Einsatz in allen Umgebungen, in denen eine zuverlässige Diagnose von entscheidender Bedeutung ist, wie Krankenhäuser, Altenheime, Pflegeeinrichtungen o. ä. nicht empfohlen werden können. Diese Einschätzung deckt sich mit einem aktuellen Positionspapier des Netzwerk B-FAST im Nationalen Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin zu COVID-19 (https://www.umg.eu/fileadmin/Redaktion/Dachportal/004_Forschung/Positionspapier_SARS-CoV-2-Ag-Tests.pdf).

Da die Schnelltests zurzeit nicht die an sie gestellten hohen Erwartungen erfüllen, muss ihr Nutzen für die jeweiligen Einsatzgebiete sorgfältig bewertet werden.

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