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Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße: Weltweit erstmalig durchgeführte, lebensrettende Operation nach Verschlucken einer Knopfzell-Batterie bei einem Kind

Aktualisierung der Leitlinie zum Themenbereich veröffentlicht

Im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße der Kliniken der Stadt Köln wurde weltweit erstmalig mit einer präventiven Operation verhindert, dass ein Kind nach dem Verschlucken und Steckenbleiben einer Knopfzell-Batterie in der oberen Speiseröhre verblutet [weiterführende Quellen siehe unter 1].

 

Prof. Dr. Jost Kaufmann, Leitender Oberarzt Kinderanästhesie, Foto: BFF/Kliniken Köln

In allen Industrienationen werden mit zunehmender Häufigkeit schwere Schädigungen auf Grund des Verschluckens von Knopfzellbatterien durch Kinder beobachtet, was durch deren zunehmende Verbreitung und die größere Energiekapazität erklärbar ist [1]. Meistens bleiben diese Batterien dann in der oberen Speiseröhre stecken und lösen durch den Stromfluss eine elektrische Hydrolyse aus. Diese führt schon nach kurzer Zeit zu schweren Verätzungen und im Verlauf zu einer Entzündung der gesamten Speiseröhrenwand [2]. In diesem entzündlichen Prozess können Gänge entstehen und Verbindungen zu lebenswichtigen Strukturen herstellen, wobei eine Verbindung zu einem Blutgefäß meistens tödlich verläuft [3]. Das „National Poison Control Center“ der USA berichtet aktuell über 71 Todesfälle [4,3] und es muss leider davon ausgegangen werden, dass nicht jeder Fall erfasst wird.

Daher führt das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße in Köln seit vielen Jahren in den Folgetagen nach sichtbaren Verätzungen mittels einer Knopfzell-Batterie eine MRT-Bildgebung bei den jungen Patient*innen durch. Nur so kann erkannt werden, ob ein gangbildender Prozess in die Nähe von Blutgefäßen hineinreicht.
 
In einem aktuellen Fall war dabei keine Abgrenzung von der Hauptschlagader des Gehirns mehr darstellbar, so dass in interdisziplinärer Zusammenarbeit eine operative Isolierung der Entzündung von der Schlagader und das Einbringen einer Barriere durchgeführt wurde. Diese lebensrettende Operation wurde in Fachartikeln und Empfehlungen zwar immer wieder diskutiert, aber jetzt weltweit erstmalig im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße tatsächlich auch durchgeführt. Die konkrete, lebensbedrohliche Situation bei der 3-jährigen Patientin des Kinderkrankenhauses konnte dadurch unmittelbar beendet werden. Dieser Fall wurde nun in der Fachzeitschrift „Die Anaesthesiologie“ frei verfügbar in einer deutschen und einer englischen Version veröffentlicht und kann damit in der medizinischen Fachwelt als Beispiel dienen, um auch weiteren Kindern das Leben zu retten [5,6].

Leitlinie zu dieser Behandlung wurde aktualisiert

Das beschriebene Vorgehen wird nun auch in der vor kurzem aktualisierten, zugehörigen Leitlinie erstmalig klar empfohlen, die vom Leitenden Arzt der Endoskopie am Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße, Prof. Dr. Jost Kaufmann, koordiniert wurde.
Aufgrund neuer Erkenntnisse durch Studien und die Erfahrungen der letzten Jahre wurden hier auch in Bezug auf die Knopfzell-Batterien wesentlich veränderte und erweiterte Empfehlungen im formalen interdisziplinären Konsens unter Beteiligung von zehn Fachgesellschaften und Verbänden getroffen. So ist die erste wichtige Sofortmaßnahme die unmittelbare Gabe von Sucralfat oder Honig [7], um die Folgen der Verätzung zu reduzieren. Und auch die MRT-Untersuchung zur Schnittbildgebung nach derartigen Fällen wird nun klar empfohlen. Als mögliche Konsequenz wird dann zu einer präventiven Operation, wie im zuvor geschilderten Fall durchgeführt, geraten. Die Leitlinie adressiert viele weitere Situationen des Verschluckens und auch Einatmens von Fremdkörpern bei Kindern und ist auf der Homepage der AWMF kostenfrei herunterzuladen [weiterführende Quelle siehe unter 2)].

Quellen und Literaturverzeichnis

Quellen:

1) Kaufmann, J. et al. AWMF S2k-Leitlinie zur „Interdisziplinären Versorgung von Kindern Fremdkörperaspiration und Fremdkörperingestion“

Link zum Leitlinienregister

2) Fallbericht der weltweit ersten präventiven Operation bei einem Kind mit einer drohenden Verblutung nach der Ingestion einer Knopfzellbatterie

Fallbericht auf Deutsch

Fallbericht auf Englisch


Literaturverzeichnis:

  1. Litovitz T, Whitaker N, Clark L, White NC, Marsolek M (2010) Emerging battery-ingestion hazard: clinical implications. Pediatrics 125:1168-1177. doi:10.1542/peds.2009-3037
  2. Shaffer AD, Jacobs IN, Derkay CS, Goldstein NA, Giordano T, Ho S, Kim BJ, Park AH, Simons JP (2021) Management and Outcomes of Button Batteries in the Aerodigestive Tract: A Multi- institutional Study. Laryngoscope 131:E298-E306. doi:10.1002/lary.28568
  3. National_Capitol_Poison_Center (2024) Fatal Button Battery Ingestions: 71 Reported Cases. Accessed July 12th 2024:
    https://www.poison.org/battery/fatalcases
  4. National_Capitol_Poison_Center (2024) Nonfatal Button Battery Ingestions with Severe Esophageal or Airway Injury: 280 Cases.
    https://www.poison.org/battery/severecase
  5. Lohmann J, Klein T, Stenzel M, Aleksic M, Fuchs P, Boemers T, Kaufmann J (2025) Drohende ösophago-arterielle Fistel nach Batterieingestion – weltweit erste präventive Operation bei einem Kleinkind. Anaesthesiologie. doi:10.1007/s00101-024-01477-3
  6. Lohmann J, Klein T, Stenzel M, Aleksic M, Fuchs P, Boemers T, Kaufmann J (2025) Impending esophago-arterial fistula after battery ingestion-First preventive operation on a toddler worldwide. Anaesthesiologie. doi:10.1007/s00101-024-01487-1
  7. Lerner DG, Brumbaugh D, Lightdale JR, Jatana KR, Jacobs IN, Mamula P (2020) Mitigating Risks of Swallowed Button Batteries: New Strategies Before and After Removal. J Pediatr Gastroenterol Nutr 70:542-546. doi:10.1097/MPG.0000000000002649