Rhythmologie
Invasive Elektrophysiologie / Ablationen
Die Rhythmologie beschäftigt sich als Spezialgebiet der Kardiologie mit der Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen und stellt einen wesentlichen Schwerpunkt unserer Klinik dar.
Durch die deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) sind wir als hochspezialisiertes rhythmologisches Zentrum für alle Formen von Herzrhythmusstörungen zertifiziert. Seit April 2024 sind wir darüber hinaus auch zertifiziertes Vorhofflimmerzentrum und verfügen daher über eine spezielle Expertise in der Behandlung von Vorhofflimmern, welches die häufigste Herzrhythmusstörung darstellt.
Herzrhythmusstörungen können sich ganz unterschiedlich manifestieren und eine Vielzahl an Symptomen auslösen. Langsame Herzrhythmusstörungen gehen häufig mit Schwindelzuständen, Kollaps oder Bewusstlosigkeit einher und werden überwiegend durch die Implantation eines Herzschrittmachers behandelt, hierzu erhalten Sie nähere Information im Bereich der Schrittmacher-/Devicetherapie.
Schnelle Herzrhythmusstörungen können je nach spezifischer Ursache von gelegentlichem Herzstolpern bis hin zu anfallsartigem Herzrasen reichen und sind dann oft verbunden mit Schwindelzuständen, Abgeschlagenheit und Luftnot. Bei schnellen Herzrhythmusstörungen aus dem Bereich der Herzhauptkammern kann vor allem bei vorerkranktem Herz eine akute Gefährdung eintreten.
Wir möchten Ihnen dabei helfen, Ihre Beschwerden einer spezifischen Herzrhythmusstörung zuzuordnen, um dann gemeinsam die weiteren diagnostischen und therapeutischen Schritte einzuleiten mit dem Ziel, Ihr Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen.
Unser ärztliches Team besteht aus dem Chefarzt Prof. Dr. med. Axel Meissner und den beiden Oberärzten Dr. Markus Müller sowie Dr. Henning Dopp, die Sie in enger Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Pflege-Team im Herzkatheterlabor betreuen.
Es grüßt Sie herzlich das Elektrophysiologie Team
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Ihre Ansprechpartner in den Ambulanzen
- Privatambulanz (Privatpatienten/Selbstzahler): Prof. Dr. Axel Meissner
- Rhythmusambulanz (GKV-Patienten):
Dr. Markus Müller Dr. Henning Dopp
Terminvereinbarungen über Frau Andrea Brück, Tel.: 0221 8907-13133
Wir behandeln
Herzrhythmusstörungen aus den Vorhöfen (supraventrikuläre Tachykardien)
- Vorhofflimmern
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung des Menschen und nimmt in der Bevölkerung insgesamt und mit fortschreitendem Alter deutlich zu. Die Patienten bemerken einen unregelmäßigen Herzschlag; aber auch Symptome wie Luftnot und unzureichende Leistungsfähigkeit können Ausdruck von Vorhofflimmern sein. Häufig lässt sich keine eindeutig auslösende Ursache finden. Bestehen Grunderkrankungen wie z.B. ein Herzklappenfehler, ein Bluthochdruck oder eine koronare Herzerkrankung müssen diese konsequent und dauerhaft behandelt werden. Wichtigste medikamentöse Therapie bei Vorhofflimmern ist die „blutverdünnende Therapie“ (Antikoagulation), da das Schlaganfallrisiko durch diese Rhythmusstörung meist deutlich erhöht ist. Neben einer medikamentösen / antiarrhythmischen Therapie, bieten wir unterschiedliche Verödungstherapien (Ablationen) an.
- Vorhofflattern
Vorhofflattern geht meist mit Symptomen wie Herzrasen oder zunehmender Luftnot einher. Bei typischem Vorhofflattern liegt eine kreisende Erregung im rechten Vorhof vor. Im Rahmen einer Ablationsbehandlung kann durch eine kurze Verödungslinie erreicht werden, dass die Rhythmusstörung im Weiteren nicht wieder auftritt. Auch hier ist eine „blutverdünnende Therapie“ (Antikoagulation) zur Schlaganfallprophylaxe wichtig.
- AV-Knoten-Reentry-Tachykardien (AVNRT)
Sogenannte AV-Knoten-Rentry-Tachykardien (AVNRT) treten gehäuft bei jüngeren Patienten auf. Diese Rhythmusstörungen treten häufig anfallsartig von einer Sekunde auf die andere auf und halten häufig einige Minuten bis Stunden an. In dieser Zeit wird ein regelmäßiges schnelles Herzrasen, Luftnot und / oder Schwindel beschrieben. Bei gehäuft auftretenden Anfallsepisoden, die den Patienten in seinem Alltag einschränken, ist die Ablationstherapie Mittel der Wahl zur dauerhaften Beseitigung der Rhythmusstörung. Zugrundeliegend ist ebenfalls eine kreisende Erregung im AV-Knoten, welcher die elektrische Übergangsstation zwischen Vorhöfen und Hauptkammern darstellt. Durch Verödung eines bestimmten Teils des AV-Knotens kann eine dauerhafte Heilung erreicht werden.
- AV-Reentry-Tachykardien (AVRT) / Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom)
Bei den sogenannten AV-Reentry-Tachykardien / Wolff-Parkinson-White-Syndrom liegt neben dem AV-Knoten eine angeborene zusätzliche Leitungsbahn zwischen Vorhöfen und Hauptkammern vor. Über diese kann eine sog. AV-Reentry-Tachykardie (AVRT) entstehen, die ebenfalls eine kreisende Erregung darstellt. Diese Rhythmusstörungen gehen daher mit ähnlichen Symptomen wie bei der AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (s.o.) einher. Oft kann schon das Ruhe-EKG einen Hinweis dafür geben, wo die zusätzliche Leitungsbahn liegt und hierdurch die Ablationsbehandlung geplant werden. Durch Verödung der zusätzlichen Leitungsbahn kann auch das WPW-Syndrom dauerhaft geheilt werden.
- Ektope atriale Tachykardien (EAT)
Sehr seltene Rhythmusstörungen sind ektope atriale Tachykardien, bei denen es in den Vorhöfen einzelne Orte gibt, die unabhängig Extraschläge (Extrasystolen) auslösen. Die Symptome der Herzrhythmusstörung sind meist ähnlich zu denen der kreisenden Rhythmusstörungen (s.o.). Die Ablationsbehandlung ist jedoch hier komplexer. Mittels eines 3D-Computersystems wird eine elektrische Landkarte der Vorhöfe erstellt Hierüber lässt sich der Ursprungsort der „elektrischen Fehlzündungen“ genau definieren und durch Verödung an ebendiesem Ort die Herzrhythmusstörung dauerhaft behandeln.
Herzrhythmusstörungen aus den Hauptkammern (ventrikuläre Tachykardien)
- Ventrikuläre Extrasystolen
Herzrhythmusstörungen aus den Herzhauptkammern (linker und rechter Ventrikel) treten in unterschiedlichen Erscheinungsformen auf. Bei ansonsten herzgesunden und oftmals jüngeren Patienten treten meist einzelne wiederkehrende Extraschläge (Extrasystolen) aus einer Hauptkammer auf, die den normalen Herztakt (Sinusrhythmus) unterbrechen. Sie werden überwiegend als Herzstolpern oder schwankender Puls wahrgenommen. Sehr häufige und über Jahre wiederkehrende Extraschläge des Herzens können zu einer Herzmuskelschwäche führen und müssen behandelt werden. Auch hier wird mittels eines 3D-Computersystems eine elektrische Landkarte von Herzkammern und ausleitenden Gefäßen erstellt, um den Ursprungsort der „elektrischen Fehlzündungen“ genau zu definieren und durch gezielte Verödung die Herzrhythmusstörung dauerhaft zu behandeln.
- Ventrikuläre Tachykardien
Bei am Herzen vorerkrankten Patienten (z.B. deutliche Herzmuskelschwäche nach einem Herzinfarkt) kommen vielmehr sog. ventrikuläre Tachykardien vor, wo mehrfache Schläge aus einer Hauptkammer unmittelbar nacheinander auftreten. Diese ventrikulären Tachykardien weisen meist eine sehr schnelle Herzfrequenz (bis über 200/min) auf, sodass die Menge an Blut, die für die Versorgung des Körperkreislaufs zur Verfügung steht z.T. Teil unzureichend ist. Eine Unterversorgung des Gehirns mit Bewusstlosigkeit (sog. Synkope) und Kreislaufversagen können die Folge sein. Hält dieser Zustand an, sprechen Kardiologen vom plötzlichen Herztod. Oftmals müssen diese Patienten durch einen implantierbaren Defibrillator geschützt werden, welcher diese schweren Herzrhythmusstörungen im Falle eines plötzlichen Auftretens beendet. Darüber hinaus können aber auch hier unterschiedliche Ablationstherapien angewandt werden.
Diagnostische Verfahren
- Anamnese
Eine ausführliche Anamnese (Krankengeschichte) ist der Schlüssel zu einer sicheren Diagnose. Wir eruieren in unseren Aufnahmegesprächen Ihre Beschwerden, das erste Auftreten und die Entwicklung der Beschwerden sowie die Lebensweise und die Familienanamnese.
- Ruhe-EKG / Langzeit-EKG
Hinweise auf das Vorliegen einer Herzrhythmusstörung, ihrer genauen Ursache und die prognostische Bedeutung ergeben sich häufig bereits aus der Anamnese, dem Ruhe-EKG oder einem Langzeit-EKG. Bei anfallsartig auftretendem Herzrasen spielt die Aufzeichnung eines EKG zum Zeitpunkt der Rhythmusstörung durch den Haus- oder Notarzt eine zentrale Rolle.
- Eventrekorder
Sollte die EKG-Aufzeichnung nur kurzzeitig auftretender Herzrhythmusstörungen nicht gelingen, kann in unklaren Fällen die Implantation eines Eventrekorders sinnvoll sein. Dieser kleine und knapp unterhalb der Haut implantierte Chip ermöglicht eine dauerhafte EKG-Aufzeichnung und kann turnusmäßig oder direkt nach Anfällen der vermuteten Herzrhythmusstörungen ausgelesen werden und die Diagnose sichern.
- Smartwatch-Analyse
Immer mehr Patienten verfügen über smarte Uhren, welche über das Auftreten von Herzrhythmusstörungen informieren oder sogar ein EKG ableiten können. Im Rahmen des Ambulanztermins können wir auch diese Daten analysieren, sowohl im Sinne eines Screening-Tools als auch in der Nachsorge.
- Elektrophysiologische Untersuchung
Falls die Herzrhythmusstörung mit Hilfe der vorgenannten Methoden nicht sicher erfasst werden kann, kann in einer elektrophysiologischen Untersuchung (EPU) die Art und der genaue Ursprungsort der vorliegenden Herzrhythmusstörung innerhalb des Herzens exakt diagnostiziert werden. Hierbei werden von einem elektrophysiologischen Spezialisten zunächst unter örtlicher Betäubung bis zu vier feinste Elektrodenkatheter von der Leiste zum Herzen geführt, mit denen ein lokales EKG der Herzkammern aufgezeichnet werden kann. Über die liegenden Katheter kann durch eine für den Patienten schmerzlose elektrische Stimulation die klinisch vermutete Herzrhythmusstörung ausgelöst und damit die genaue Ursache und der zugrundeliegende Mechanismus geklärt werden.
- 3D-Mapping-Systeme
Zur noch detaillierten Diagnostik und Ablation einiger Herzrhythmusstörungen erstellen wir eine „elektrische Landkarte“ der Herzkammern, um Ursprung und Ausbreitung der Rhythmusstörung genau nachvollziehen zu können. Hierzu verwenden wir zwei hochmoderne 3D-Navigations-und Mappingsysteme der neuesten Generation: - CARTO® 3 von Biosense Webster mit LASSO™/PENTARAY™/OCTARAY™ Mapping-Catheter - Rhythmia®-System von Boston Scientific
Konservative Therapie
- Medikamentöse Therapie von Herzrhythmusstörungen mittels Antiarrhythmika
- Beratung, Eindosierung und Monitoring
- „Blutverdünnende Therapie“ (Antikoagulation) bei Vorhofflimmern und Vorhofflattern
- Beratung, Eindosierung und Monitoring
Interventionelle Therapie / Ablationstherapie
Radiofrequenz-Ablation
Nach dem diagnostischen Teil des Eingriffes (EPU) kann meist in derselben Sitzung eine erfolgreiche Verödung der Rhythmusstörung durchgeführt werden (Katheterablation). Hierbei wird zunächst mit einem an der Spitze steuerbaren Katheter der Ursprungsort der Herzrhythmusstörung exakt aufgesucht. Durch kurzfristige Abgabe von hochfrequentem Wechselstrom wird die Katheterspitze auf bis zu 60° C erhitzt. Hierdurch werden im Folgenden nur die für die Rhythmusstörung verantwortlichen Herzmuskelzellen gezielt und dauerhaft verödet, sodass eine medikamentöse Therapie im Anschluss in der Regel nicht (mehr) erforderlich ist. In unserem Rhythmus-Zentrum werden die elektrophysiologische Untersuchung und Verödungstherapie aller konventionellen und komplexen Herzrhythmusstörungen angeboten.
Pulmonalvenen-Isolation zur Behandlung von Vorhofflimmern
An unserem Vorhofflimmer-Zentrum wird die Pulmonalvenenisolation (Lungenvenenverödung) mit zwei unterschiedlichen therapeutischen Vorgehensweisen umgesetzt. Für die Wahl des Ablationsverfahrens spielen verschiedene individuelle Begebenheiten seitens des Patienten eine Rolle; vorrangig sind hier die individuelle Anatomie, die Dauer des vorbestehenden Vorhofflimmerns, die bisherige medikamentöse Therapie sowie mögliche Vorablationen. In unserem rhythmologischen Team wird jeder Einzelfall vor dem Ablationseingriff individuell besprochen und geplant, um das bestmögliche Ergebnis für jeden unserer Patienten zu erzielen.
- Kryo-Ablation
Bei diesem Verfahren wird ein Eisballon (Kryoballon) bis an die Lungenvenen herangeführt. Der Kryoballon wird vor den Lungenvenen aufgeblasen, an die Lungenvenen herangepresst und auf Temperaturen von -40° bis -60°C abgekühlt. Hierdurch wird eine kreisrunde Verödungsläsion rund um den Eingang der vier Lungenvenen hergestellt. Die tatsächliche elektrische Isolation aller Lungenvenen wird gleichzeitig über mehrpolige Kathetersysteme (sog. Lasso-Katheter) überprüft. Durchschnittlich dauert eine Ablationsbehandlung mit dem Kryoballon ca. 1,5 - 2 Stunden. Während des Eingriffs werden dem Patienten Analgetika und Sedativa (Schmerz- und Beruhigungsmedikation) in niedriger Dosierung verabreicht, sodass er einerseits keine Schmerzen wahrnimmt und schläft, andererseits jedoch keine Vollnarkose braucht. Im Anschluss an die Pulmonalvenenisolation überwachen wir unsere Patienten routinemäßig auf einer kardiologischen Normalstation mit Monitormöglichkeit.
- Hochfrequenzablation
Hierbei wird das Gewebe nicht abgekühlt, sondern erhitzt. Bei grundsätzlich gleichem Ziel der Lungenvenenisolation durch kreisrunde Energieabgaben ist die Technologie doch eine grundsätzlich andere. Durch Aneinanderreihen von einzelnen Hitze-Verödungspunkten wird letztendlich um die Lungenvenen herum eine kreisförmige Narbenbildung erzielt. Zur Durchführung dieses Verfahrens ist die Unterstützung eines hochmodernen 3D-Navigations- und Mappingsystems (s.o.) notwendig. Durch das Erstellen der „elektrischen Landkarte“ des linken Vorhofs und der Lungenvenen mit dem Mappingsystem kann der Ablationskatheter so gesteuert werden, dass die kreisrunden Verödungslinien rund um die Einmündung der Lungenvenen gezogen werden können. Die Dauer des Eingriffs beträgt ca. 2 Stunden; die Nachüberwachung ist dieselbe wie bei der Kälteablation.
Insbesondere bei der Planung einer Katheterablation von Vorhofflimmern kann es trotz der in unserem Zentrum hohen Zahlen an durchgeführten Eingriffen zu Wartezeiten kommen. Hier bitten wir um Verständnis, denn es gilt selbstverständlich der Grundsatz der Gewährleistung von maximaler Sicherheit und Qualität unter Berücksichtigung der medizinischen Dringlichkeit.
Informationen für zuweisende Ärztinnen und Ärzte
Zur Anmeldung einer stationären elektrophysiologischen Untersuchung oder gezielten Ablationsbehandlung können Sie für unsere gemeinsamen Patienten einen Termin in unserem Zentralen Patientenmanagement (ZPM Innere Medizin) unter der Telefonnummer 0221 / 8907-18899 vereinbaren.
Als Ansprechpartner stehen Ihnen die Oberärzte Dr. Markus Müller (Tel.: 0221 / 8907-18871) und Dr. med. Henning Dopp (Tel.: 0221 / 8907-18853) gerne zur Verfügung.
Unklare oder diskussionsbedürftige EKG-Befunde können in anonymisierter Form und unter Mitteilung einer Rückrufnummer an unser Arrhythmie-Fax (Fax: 0221 / 8907-3488) oder an kardiologie@kliniken-koeln.de gesendet werden.
In Notfällen können Sie sich jederzeit über die Telefonzentrale (Tel.: 0221 / 8907-0) mit dem kardiologischen Dienstarzt verbinden lassen.
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