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Morbus Basedow

In den drei Abbildungen sieht man im Ultraschallbild die starke Durchblutungsvermehrung einer Basedow Struma. Die zahlreichen schwarzen Flecken entsprechen quer angeschnittenen Blutgefäßen., © Kliniken Köln

Morbus Basedow ist eine Schilddrüsenüberfunktion. Diese wird durch eine krankhafte Immunreaktion der Abwehrzellen hervorgerufen, der Körper bildet Antikörper gegen Teile der eigenen Schilddrüse.

Die betroffenen sogenannten T-Lymphozyten weisen einen Schaden auf, durch den sie gewisse Anteile des körpereigenen Schilddrüsengewebes fälschlich als fremd ansehen und durch Bildung von Antikörpern bekämpfen. Diese Antikörper (zum Beispiel MAK, TAK, TRAK) beeinflussen über Hormonrezeptoren (TSH Rezeptoren) die Schilddrüse zu einer maximalen Schilddrüsenhormonproduktion, aber auch zu einem Wachstum.

Morbus Basedow Abb.2, © Kliniken Köln

Außerdem werden von den defekten T- Lymphozyten weitere Antikörper gebildet, welche die Augenmuskulatur und das Bindgewebe um den Augapfel herum angreifen, so dass eine endokrine Ophthalmopathie mit dem typischen Krankheitsbild der hervortretenden Augäpfel entsteht und zum Schielen und zu bleibenden Sehstörungen führen kann. Weiterhin kann auch das Bindegewebe vor dem Schienbein angegriffen werden, so dass es wie das Gewebe hinter den Augäpfeln anschwillt (prätibiales Myxödem).

In den Abbildungen links sieht man im Ultraschallbild die starke Durchblutungsvermehrung einer Basedow Struma. Die zahlreichen schwarzen Flecken entsprechen quer angeschnittenen Blutgefäßen.

Die rote und blaue Färbung des Duplex Sonogrammes (Abb. links), stellen ebenfalls den extrem gesteigerten Blutfluss in der Schilddrüse dar.

Welche Beschwerden treten auf?

Schilddrüsenvergrößerung, Herzrasen durch erhöhte Schilddrüsenhormonaktivität im Körper (Tachykardie) und hervortretende Augäpfel durch Bindegewebsvermehrung (Exophthalmus). Weitere Beschwerden hängen ebenfalls mit der erhöhten Aktivität vom Schilddrüsen-Hormon Thyroxin zusamme: Gewichtsabnahme, Zitttern, Unruhe, Schlaflosigkeit, Durchfälle und Haarausfall.
Frauen sind von der Erkrankung fünfmal häufiger betroffen als Männer, die Erkrankung tritt hauptsächlich zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auf.

Wie ist der Krankheitsverlauf bei Morbus Basedow?

Die Erkrankung tritt in zwei Verlaufsformen auf.

  • Dauert der krankhafte Autoimmundefekt der T-Lymphozyten an und bessert sich nicht durch eine medikamentöse Behandlung, kommt es zu einem anhaltenden Schilddrüsenwachstum unter vermehrter Schilddrüsenhormonproduktion außerhalb des Regelkreises.
  • Heilt die falsche Immunreaktion spontan oder unter Gabe schilddrüsenhormon-produktionsbremsender Medikamente ab (Thyreostatika, z.B. Carbimazol), kommt es meist nicht zu einer wesentlichen Vergrößerung der Schilddrüse.

Am Beginn der Erkrankung lässt sich der Verlauf in die eine oder andere Richtung leider nicht voraussagen. Durch Jodaufnahme mit der Nahrung oder über Medikamente zur Diagnostik kann eine geringe Schilddrüsenüberfunktion unterschiedlicher Ursachen dramatisch verschlimmert werden. Tritt eine sogenannte thyreotoxische Krise durch eine Vergiftung mit zuviel produziertem Schilddrüsenhormon auf, so kommt es zu einer lebensgefährlichen Herz-Kreislaufentgleisung. Eine Notfalloperation mit kompletter Schilddrüsenentfernung (Thyreoidektomie) ist erforderlich.

Wie wird Morbus Basedow diagnostiziert?

Man kann die Basedow Krankheit laborchemisch durch die Bestimmung der Antikörper im Blut erkennen und von einer nicht autoimmunbedingten Schilddrüsenüberfunktion abgrenzen.

  • Der Wert des Thyreotropinrezeptorantikörpers (TRAK) im Blut ist bei 90 % der Basedow Patienten erhöht und damit ein spezifischer Test für die Basedow-Erkrankung.
  • Die mikrosomalen Antikörper (MAK) und die Thyreoglobulin Antikörper (TAK) sind ebenfalls fast immer nachweisbar, wenn eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse vorliegt.

Je höher die Werte sind, desto sicherer kann man von einer solchen Krankheit ausgehen. Allerdings sind die Werte von MAK und TAK auch erhöht bei der ebenfalls autoimmunen Hashimoto Thyreoiditis (Schilddrüsenentzündung), welche im Verlauf zu einem Verlust der Schilddrüsenfunktion und einem Abfall des Schilddrüsenhormons im Blut führt.
Bei der körperlichen Untersuchung fällt die extreme Steigerung der Durchblutung der erkrankten Schilddrüse auf. Man fühlt mit den Fingerspitzen über der Schilddrüse ein Pochen und Schwirren, welches man auch mit dem Stethoskop hören kann. Sonographisch lässt sich die Durchblutung auf dem Bildschirm farbig darstellen, es zeigen sich bei einer Basedow- Struma oft mehr Blutgefäße als Schilddrüsengewebe.


Welche Behandlungskonzepte gibt es?

  • Thyreostatika
    Die Behandlung erfolgt zunächst immer medikamentös mit schilddrüsenhormon-produktions-bremsenden Medikamenten, wie zum Beispiel Carbimazol. Insbesondere wenn die Schilddrüsenvergrößerung nicht sehr ausgeprägt ist und die Patienten sich im jugendlichen oder höheren Alter befinden und keine Knoten des Schilddrüsengewebes vorliegen.
  • Operation
    Ist die Schilddrüsenüberfunktion unter der Medikation nicht rückläufig oder wächst die Schilddrüse weiter, sollte operiert werden. Aber auch ein Kinderwunsch wäre ein guter Operationsgrund, da man Thyreostatika während einer Schwangerschaft nicht einnehmen darf. Manchen Patienten ist auch der Gedanke einer ständigen Einnahme von Thyreostatika so unangenehm, dass sie eine operative Behandlung vorziehen. Allerdings ist nach der Operation eine lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormontabletten erforderlich, hier sind jedoch durch die Thyroxin-Tabletten kaum Nebenwirkungen zu erwarten.
  • Radiojodtherapie
    Eine mögliche Alternative zur Operation wäre eine Radiojodtherapie, das ist eine innere Bestrahlung der Schilddrüse durch kurzfristige Gabe von radioaktivem Jod. Der Therapieerfolg tritt gelegentlich erst mit einiger zeitlicher Verzögerung von bis zu sechs Monaten ein. Ist es zu einer Augenerkrankung gekommen, so sind bei deutlichem Hervortreten der Augäpfel zusätzliche operative Maßnahmen durch besonders spezialisierte Operateure (meist plastische Chirurgen) erforderlich, um das überschüssige Weichteilgewebe hinter und neben dem Augapfel zu entfernen, um so einer Sehschädigung vorzubeugen und wieder ein gutes kosmetisch Ergebnis zu erhalten. Auch hier gibt es als Behandlungsalternative eine Bestrahlung des Raumes hinter dem Augapfel.